Viertes Rennwochenende der DTM-Saison 2024 auf dem Norisring. 110.000 Zuschauer besuchten das einzige Stadtrennen im Rennkalender. Rene Rast und Nicki Thiim gewannen die Saisonrennen Nummer sieben und acht in Nürnberg.
Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Rene Rast, 2. Franck Perera, 3. Luca Engstler, 4. Nicki Thiim, 5. Mirko Bortolotti, 6. Kelvin van der Linde, 7. Sheldon van der Linde, 8. Maro Engel, 9. Jack Aitken, 10. Maximilian Paul
Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Nicki Thiim, 2. Maro Engel, 3. Mirko Bortolotti, 4. Arjun Maini, 5. Rene Rast, 6. Thomas Preining, 7. Luca Stolz, 8. Ayhancan Güven, 9. Kelvin van der Linde, 10. Lucas Auer
*** Bei der 81. Auflage des Norisring-Events seit 1938 war die DTM/ITC bereits zum 35. Mal zu Gast. Seit Bestehen der Rennserie fehlte der Stadtkurs nur 1985 und 1986 im DTM-Kalender. Dabei wurden 54 Rennen absolviert und 53 Sieger gefeiert. Nur 2013 konnte der Sieger wegen der “Watergate-Affäre” rund um Mattias Ekström nicht ermittelt werden, weil der erste Platz nach einem Gerichtsbeschluss nicht vergeben wurde ***
*** Mirko Bortolotti führt nicht nur die DTM-Gesamtwertung mit 104 Punkten vor Kelvin van der Linde (99 Punkte) an, der SSR-Fahrer hat sich dieses Privileg auch als Punktbester (11 Zähler) der Qualifying-Zusatzpunkte verdient. Dem Lamborghini-Werksfahrer folgen in dieser Wertung Jack Aitken (10) und Thomas Preining (5) ***
*** Rene Rast fuhr seit 2022 fünfmal in Folge auf das Norisring-Podest und feierte am Samstag seinen zweiten Sieg nach 2019. Am Sonntag riss die Serie des Schubert-BMW-Piloten mit P5. Rast zu Motorsport-Magazin.com: “Das Wochenende war gigantisch gut. Wir sind jetzt Dritter in der Meisterschaft. Es hätte nicht viel besser laufen können.” ***
*** Im nassen Samstagsrennen kamen die neuen Regenreifen von Exklusivausstatter Pirelli zum Einsatz. Diese Mischung nutzen die Italiener derzeit nur in der DTM sowie im ADAC GT Masters, bevor sie ab 2025 auch in der GT World Challenge eingesetzt wird. 2.500 Reifen lieferte Pirelli für die DTM und ADAC GT4 Germany zum Norisring. Motorsportchef Matteo Braga verriet Motorsport-Magazin.com, dass für 2025 ein neuer Slick-Reifen für die GT3-Kategorie in Planung ist ***
*** Sonntagssieger Nicki Thiim ist nach Joachim Winkelhock (Opel im Jahr 2000), Bruno Spengler (Mercedes / 2007 + 2011), Robert Wickens (Mercedes / 2014), Edoardo Mortara (Mercedes / 2018), Felipe Fraga (Ferrari / 2022) und Sheldon van der Linde (2023 / BMW) der erst siebte Fahrer in 40 Jahren DTM am Norisring, der von der Pole Position aus auch zum Sieg gefahren ist ***
*** Bei seinem ersten DTM-Sieg unterbot der Thiim im SSR-Lamborghini den seit 2022 bestehenden GT3-Rundenrekord (49,159 Sekunden) seines Teamkollegen Mirko Bortolotti auf dem Norisring um 18 Hundertstelsekunden (49,141) ***
*** Apropos Thiim: Der SSR-Pilot bescherte Lamborghini den ersten Erfolg auf dem Norisring. Der italienische Hersteller ist nach Mercedes (21), BMW (11), Audi (6), Alfa Romeo (5), Ford (3), Opel (3), Porsche (2) sowie Ferrari (1) der neunte Hersteller, der mindestens ein Rennen in Nürnberg gewinnen konnte ***
*** Kurt (1989 und 1991) und Nicki Thiim feierten als erstes Vater-Sohn-Duo einen DTM-Sieg. Der frühere DTM-Meister Kurt am Telefon zu Motorsport-Magazin.com: “Ich habe schon lange darauf gewartet, dass bei Nicki der Knoten in der DTM endlich platzt. Vielleicht hat auch sein Sieg am vergangenen Wochenende beim 24h-Rennen in Spa geholfen und für mehr Motivation gesorgt.” ***
*** In seinem 100. DTM-Rennen durfte sich Maro Engel (Winward-Mercedes) mit Platz zwei über sein bestes Ergebnis am Norisring freuen. Zum Jubiläum gab’s am Morgen eine Torte von Mercedes-AMG. Süße Geste: Sophia, das Töchterchen von Maro und Ehefrau Steffi, durfte am Sonntag mit aufs Podium ***
*** Knappe Kiste: Um nur 8 Tausendstelsekunden oder 35 cm verfehlte Abt-Audi-Fahrer Kelvin van der Linde die Bestzeit von 48,892 Sekunden in der ersten Gruppe des zweiten Qualifyings am Sonntagmorgen ***
*** Zwei nachträgliche Strafen sorgten für eine Ergebnisänderung des Sonntagsrennens: Jack Aitken erhielt für seine Kollision mit Kelvin van der Linde eine 15-Sekunden-Zeitstrafe und fiel vom 11. auf den 18. Platz zurück. Sheldon van der Linde wurde im Nachgang eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt, weil sein Schubert-BMW-Team in der Startaufstellung auf die eigentlich korrekten Reifen (aus dem Qualifying) wechseln musste – P14 statt P8 für SVDL ***
*** Verstöße gegen die Bekleidungsvorschriften waren am Wochenende schwer in Mode und sorgten für 10.500 Euro Strafe: Abt, Schubert, Dörr, Emil Frey und Manthey wurden zur Kasse gebeten, weil Teammitglieder ohne Helm/Overall in der Boxengasse erwischt wurden. SSR Performance musste sogar 4.500 Euro blechen, weil vier Mitarbeiter nicht korrekt bekleidet waren ***
*** Ein Feueralarm im Hotel NH Collection Nürnberg in der Nacht von Samstag auf Sonntag riss auch einige Betroffene aus der DTM aus dem Schlaf. So mussten Teammitglieder von Schubert Motorsport, GRT, SSR Performance mit Bortolotti und Mitarbeiter von ProSieben das Hotel kurzzeitig verlassen ***
*** Wie Polizei und Feuerwehr gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigten, sei um 02:40 Uhr ein Brandmeldealarm bei der Leitstelle eingegangen und deshalb ein Löschzug ausgerückt. Vor Ort konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. Es sei lediglich ein Rauchgeruch, aber kein Feuer festgestellt werden. Demnach musste ein Lichtschacht, in dem Zigarettenkippen gefunden wurden, gereinigt werden ***
*** Kommentator Eddie Mielke verpasste erstmals seit 2018 ein DTM-Rennen, weil er zeitgleich bei der MotoGP am Sachsenring im Einsatz war. Tobi Schimon übernahm am Norisring das ProSieben-Mikro und machte seine Sache zusammen mit Ex-DTM-Champion/TV-Experte Maximilian Götz durchweg souverän. “Ich hatte zwölf Seiten Notizen dabei, um informiert und auf alles Mögliche vorbereitet zu sein”, so Schimon über seine TV-Premiere bei der DTM ***
*** Auch in diesem Jahr waren von Klima-Aktivisten wieder Proteste angekündigt worden. Laut ADAC und den Behörden gab es erneute Störaktionen, weil sich eine Gruppe von nicht bekannten Personen über einen angrenzenden Kleingartenverein Zutritt zur Rennstrecke, konkret zur Grundig-Kehre, verschaffen wollte ***
*** Auf der Rennstrecke blieb es im Gegensatz zum Vorjahr glücklicherweise ruhig. Das Polizei-Aufgebot an der Strecke war diesmal etwa doppelt so hoch, auch die Security wurde um 30 Prozent aufgestockt. “Wir waren bestmöglich vorbereitet und haben unser Möglichstes getan, um die Sicherheit zu gewährleisten”, sagte Jürgen Schielein, 2. Vorsitzender des MCN Nürnberg, zu Motorsport-Magazin.com ***
*** Wie die Staatsanwaltschaft Nürnberg/Fürth auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt hat, sind die erwarteten Urteile gegen die selbsternannten ‘Klima-Aktivisten’, die im vergangenen Jahr den Start des Sonntagrennens verhindern wollten, immer noch nicht gesprochen worden sind. Es geht um gefährliche Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Nötigung und gefährlichen Eingriff in einen laufenden Wettbewerb ***
*** Der Promi-Auflauf beim Saisonhighlight war wie in jedem Jahr wieder sehr groß, auch wegen der DTM-Jubiläumsfeier anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Rennserie. Unter anderen forderte Ski-Weltcupsieger Linus Straßer die Fahrer in der Startaufstellung auf, die Motoren (“Start your Engines”) zu starten ***
*** Zu den Prominenten, die u. a. von Abt Sportsline, Red Bull und Schaeffler eingeladen worden waren, gehörten die Fußballgrößen Klaus Augenthaler (Weltmeister), Felix Magath (Vize-Weltmeister), Leon Löwentraut (Maler und Künstler) sowie Sebastian Steudtner (Extremsportler, der zu den besten Surfern der Welt zählt) ***
*** Am Schaeffler-Stand schrieben die Fußballer Finn Jeltsch, Enrico Valentini, Jan Reichert und Christian Mathenia vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg fleißig Autogramme. Einhellige Meinung auf die Frage von Schaeffler-Leiter Global Sponsoring & Merchandise Sören Zinner, ob Handelfmeter oder nicht beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Spanien: “Ja!” ***
*** Der ADAC zeigte alle EM-Spiele am Wochenende live auf einer großen Leinwand in der gut besuchten Fan Zone, so war der Norisring auch an den sommerlich warmen Abenden stets gut gefüllt. Unsere Reporter Robert Seiwert und Arno Wester durften das Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien in der schicken ADAC-Hospitality an der Strecke verfolgen ***
*** Abt-Pilot und Formel-E-Champion von 2017, Lucas Di Grassi, übernahm die Aufgabe, ausgewählten Promis mit dem 640 PS-starken Innovations-Taxi Audi R8 LMS GT2 den Norisring im Renntempo zu zeigen. Der Brasilianer vertrat den eigentlichen ‘Taxi-Fahrer’ Markus Winkelhock, der bei einem Langstreckenrennen in Asien im Einsatz war ***
*** Am Wochenende präsentierte der ADAC eine neue DTM-Rahmenrennserie für die Saison 2025: die FG Series aus der Feder von Nick Heidfeld und Dilbagh Gill. Damit würde eine schmerzlich vermisste Formel-Serie auf die Plattform zurückkehren. Worum es sich genau bei dieser elektrischen Meisterschaft handelt, erklären wir in diesem Artikel ***
*** Mit dem NXT Gen Cup fuhr erstmals eine vollelektrische Rahmenrennserie auf dem Norisring. 16 Piloten mit ihren E-Minis nahmen die vier 20-minütigen Rennen auf. Mit dabei waren unter anderem die Kreutzpointner-Schwestern, Patricija Stalidzane und Benjamin Mazatis. Geschickt: Am Sonntag machte der NXT Gen Cup morgens mit dem Qualifying den Anfang des Tagesprogrammes und mit dem vierten Rennen ebenso das Ende – damit mehr ‘Ruhezeit’ für umliegende Anwohner am Norisring ***
*** Die ADAC Stiftung Sport lud Medienvertreter am Norisring zum prominent besetzten Austausch ein. Zu den Gästen zählten Stiftungs-Vorstand Wolfgang Dürheimer, ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser, ADAC-Motorsportchef Thomas Voss, AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht, Abt-Boss Hans-Jürgen Abt, Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, BMW-M-CEO Frank van Meel, der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, Rene Rast und Maro Engel ***
*** Ziel der ADAC Stiftung Sport ist es, deutsche Nachwuchstalente zusammen mit den Autoherstellern zu fördern und sie in die Top-Klassen des Rennsports bis hin zur Formel 1 zu bringen. “Es ist ein langer Weg”, trat Thomas Voss auf die Euphoriebremse, und Norbert Haug brachte es perfekt auf den Punkt: “Wir haben keinen Mangel an Talenten, aber an Kohle!” ***
*** Wir waren am Samstagabend zur 40-Jahre-Feier der DTM im Ruderklub am Norisring eingeladen. Andrea Kaiser, Matthias Killing und Reporter-Legende Rainer Braun führten die 140 Gäste durch die höchst unterhaltsame Veranstaltung und pickten treffsicher Highlights aus der DTM-Geschichte heraus. Auf der Bühne stand das ‘Who Is Who’, unter anderem Volker Strycek, Olaf Manthey, Bernd Schneider, Hans-Werner Aufrecht, Norbert Haug, Hans-Joachim Stuck, Maximilian Götz und Harald Grohs ***
*** Von der 40-Jahre-Feier ging es für uns direkt weiter zur traditionellen Party im Bootshaus am Dutzendteich, organisiert von Auto Bild Motorsport-Vermarkter B&M Marketing. Geschäftsführer Stefan Müller sorgte am Mikro wie üblich für beste Feierstimmung unter den hunderten Gästen, zu denen auch einige DTM-Piloten zählten ***
*** Rainer Braun war von 1989 bis 1995 die Stimme der DTM und gab bei der DTM Classic in Nürnberg ein einmaliges Sprecher-Comeback – sehr zur Freude der Fans. Dazu drehte die Reporter-Legende vor dem Sonntagslauf der DTM Classic an der Seite von Leopold Prinz von Bayern zwei Ehrenrunden. Der 83-jährige, quietschfidele Braun sprang am Sonntag sogar kurzfristig als Moderater des DTM-Legenden-Talk in der Fan Zone ein, weil Tochter Maren stimmlich leicht angeschlagen war ***
*** Volles Haus rund um den Norisring: Neben der DTM strömten tausende Besucher zu einem Rock-Festival direkt neben der Strecke. Als es am Samstag zwischenzeitlich gewitterte, fanden die Musik-Fans Unterschlupf auf den Rängen des Nürnberger Fußball-Stadions – und feuerten von dort aus fröhlich Jeden an, der das Stadion passierte ***
*** Wegen des Rock-Festivals durften die Medienvertreter erstmals mitten im Max-Morlock-Stadion parken – so etwas hatten wir in all den DTM-Jahren auch noch nicht erlebt! Die Tartanbahn wurde zum Parkplatz umfunktioniert, nur der ‘heilige’ Rasen des Stadions war tabu ***
*** Einige DTM-Teams, die namentlich nicht genannt werden möchten, waren überrascht, als sie erfuhren, dass der ADAC am Norisring pro Stellplatz für einen Truck und Auflieger 1.400 Euro in Rechnung stellte. Ein Teamchef dazu: “Ich hätte erwartet, dass diese zusätzliche Zahlung im eh schon hohen Nenngeld (100.000 Euro plus MwSt.) inkludiert ist.” ***